Dieter Anhuf promovierte 1987 an der Universität Bonn und habilitierte 1994 an der Universität Mannheim. Dort vertrat er anschließend bis 2001 den Lehrstuhl für Physische Geographie und wurde 2004 auf den Lehrstuhl für Physische Geographie an der Universität Passau berufen. Zuvor hatte er von November 2001 bis März 2004 den internationalen Von Martius-Lehrstuhl für Ökologie an der Universidade de São Paulo (Brasilien) inne. Seine inhaltlichen Forschungsschwerpunkte sind die Klima- und Vegetationsgeographie mit einem Schwerpunkt in der Paläoökologie. Seit über 30 Jahren arbeitet er in den Tropen Lateinamerikas und Afrikas. Sein Interesse gilt den kurz-, mittel- und langfristigen Klimaänderungen, die anthropogen und/oder natürlich induziert sind, sowie der Quantifizierung von Vegetations- und Wasserhaushaltsveränderungen speziell in den tropischen Regenwäldern. Seit 2001 ist er Mitglied des Scientific Steering Committee of the Global Canopy Programme (GCP), seit 2004 ist er Vizepräsident der Passauer Geographischen Gesellschaft (GeoComPass) und seit 2006 im wissenschaftlichen Beirat der Zeitschrift „Erdkunde“.Seit 2014 ist er stellvertretender Vorsitzender des VDGH.
Herr Prof. Dr. Anhuf, an welchem konkreten Projekt arbeiten Sie aktuell und warum?
Wie wird sich das Klima in den tropischen Regenwäldern verändern? Welche globalen Folgen hat das für die Menschen und die Natur in der Region und für den Rest der Welt? Ich suche nach Antworten für die Zukunft in der Vergangenheit eines Paradieses, das es vielleicht bald so nicht mehr gibt. Aus den Stämmen der Bäume entnehmen wir Proben und untersuchen die Jahresringe. Im Labor bestimmen wir die Isotopenmuster von Sauerstoff und Kohlenstoff innerhalb dieser Ringe. Aus dieser Relation lässt sich herauslesen, wie warm oder kühl und wie trocken oder feucht ein Jahr war. Das Holz der Tropenbäume hat diese Schwankungen präzise aufgezeichnet, ein lebendes Archiv voller Klimadaten aus z. T. mehreren hundert Jahren.Gleichzeitig lässt sich aus den Jahresringen ermitteln, wie sich die steigende CO2-Konzentration und ändernde Klimabedingungen auf das Wachstum von tropischen Bäumen auswirken. Mögliche Veränderungen ihrer Kohlenstoffaufnahme bzw. Wasserabgabe haben zwangsläufig globale Auswirkungen. Die bis jetzt unbeantwortete Frage ist, ob tropische Bäume in einer CO2-reicheren Atmosphäre entweder mehr Kohlenstoff bei gleichbleibendem Wasserverbrauch binden oder bei gleichbleibendem Kohlenstoffgewinn weniger Wasser verbrauchen.
Warum halten Sie die Disziplin „Geographie“ für besonders wichtig und gesellschaftlich relevant?
Die Komplexität des Lebensraumes Erde mit seinen vielfachen Wechselbeziehungen untereinander müssen wir verstehen, um Lösungen für bestimmte konkrete Aufgaben unserer Gesellschaft zu finden, seien sie prognostischer, evaluativer oder auch planerischer und gestalterischer Art.
Welche Ziele verbinden Sie mit Ihrer Amtszeit? Was ist Ihnen besonders wichtig?
Unser Ziel muss es sein, die Professuren und Planstellen der Geographie an den deutschen Hochschulen zu erhalten und den Tendenzen der Politik entschieden entgegen zu treten, mit Schließungsplänen bzw. Einsparungsmaßnahmen unserem integrativen und interdisziplinären Fach weiterhin nachhaltig zu schaden. Auch und gerade in den Schulen müssen wir die fortschreitende Reduzierung des Geographie-/Erdkundeunterrichts mit äußerstem Nachdruck bekämpfen.
[cs_divider title=“Prof. Dr. Dieter Anhuf“]Stellvertretender Vorsitzender
Universität Passau
Lehrstuhl für Physische Geographie
Fachbereich Geographie
Innstraße 40
Passau
Tel.: +49(0)851/509-2738
E-Mail: Dieter.Anhuf@uni-passau.de
Website: http://www.phil.uni-passau.de/fachbereich-geographie/team/prof-dr-dieter-anhuf/