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Vierzig Jahre Geographischer Arbeitskreis Entwicklungstheorie – AK-Treffen in Bonn am 6.-7.10.2016

Am 6.-7. Oktober 2016 fand in Bonn ein Treffen des Geographischen Arbeitskreises Entwicklungstheorie (GAE) statt, bei dem das vierzigjährige Bestehen in Anwesenheit seines Gründers Fred Scholz gefeiert werden konnte. Im Jahre 1976 wurde der GAE in Göttingen als eine Gruppierung von kritischen Geographinnen und Geographen ins Leben gerufen, die sich bei ihrer wissenschaftlichen Arbeit in Entwicklungskontexten an neueren Theoriedebatten in den Nachbarwissenschaften orientieren wollten. Diese Neuausrichtung bedeutete damals einen Bruch mit den in der Geographie vorherrschenden deskriptiven (entwicklungs)-länderkundlichen Arbeiten. Sie musste sich anfangs gegenüber einem erheblichen Widerstand des fachinternen Establishments behaupten. Erst nach und nach gelang es, den kritischen Blick auf Entwicklungsthemen – damals vor allem aus dependenztheoretischer Sicht – in der Geographie und einer breiten Öffentlichkeit salonfähig zu machen. Eine wichtige Rolle spielte dabei stets die fachübergreifende Zusammenarbeit. Einer der langjährigen Wegbegleiter des GAE war zum Beispiel der Politik- und Sozialwissenschaftler Dieter Senghaas (Bremen). Auch an der Vorbereitung der diesjährigen Tagung in Bonn beteiligte er sich intensiv, musste dann aber leider kurzfristig seine Teilnahme absagen.

 

Seit seiner Gründung existiert der GAE als eine informelle Initiative ohne feste Strukturen und Sprecherschaft. Er wird allein vom Engagement und dem verbindenden Interesse der Beteiligten getragen. Dass diese Initiative auch nach so vielen Jahren durchaus noch recht vital ist, zeigte sich bei dem Treffen in Bonn recht deutlich. Das Gründungsjubiläum war Anlass für eine (selbst-)kritische Standortbestimmung und einen Blick nach vorn. Eine Podiumsdiskussion ‚Theorie trifft Praxis’ verwies auf die Ursprünge des Arbeitskreises und das durchaus fruchtbare Spannungsverhältnis zwischen Wissenschaft und entwicklungspolitischer Praxis. Als Festredner ließ Theo Rauch die letzten vier Jahrzehnte theoriebezogener Geographischer Entwicklungsforschung Revue passieren und plädierte für einen geographischen Holismus, der sich nicht ausschließlich einem einzigen theoretischen Blickwinkel verschreibt. Im Anschluss an diesen Rückblick auf die Geschichte des GAE diskutierten Fred Krüger, Nadine Reis, Kirsten Koop und Tobias Schmitt unter Moderation von Detlef Müller-Mahn über aktuelle Positionsbestimmungen dieses Forschungsfeldes und den Umgang mit dem sperrigen und in die Kritik geratenen Entwicklungsbegriff.

 

Eine zweite Podiumsdiskussion mit Julia Verne, Eberhard Rothfuß, Martina Neuburger und Christoph Haferburg unter der Moderation von Benedikt Korf befasste sich mit den Formen von Kritik auf einer Metaebene, dem Erkenntnisobjekt der Entwicklungsgeographie, und der Analyse konkreter Ungleichheitsverhältnisse, also Ansätzen, die auch ohne das ‚Label’ der Entwicklungsforschung auskommen. In seinem Schlusskommentar verwies Fred Scholz auf die Verantwortung der Wissenschaft im Rahmen der Lehre und plädierte dafür, den Bildungsauftrag der geographischen Entwicklungsforschung bei aller Selbstkritik nicht zu vergessen.

 

Für alle Interessierten: das nächste GAE-Treffen wird 2018 in Bayreuth stattfinden.

 

Claudia Gebauer & Detlef Müller-Mahn

 

 

40 Jahre Geographischer AK Entwicklungstheorie

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