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Call for Papers: Sammelband Universität – Macht – Wissen

Call for Papers für den Sammelband:

Universität – Macht – Wissen: Postkoloniale, feministische und partizipative Perspektiven im Kontext akademischer Lehre

Cornelia Bading und Petra Panenka (Hrsg.)

Ziele und Inhalte des Sammelbandes
Postkoloniale, feministische und partizipative Ansätze sind längst fester Bestandteil der Humangeographie, Sozi-ologie, Ethnologie sowie weiterer Kultur- und Sozialwissenschaften (z. B. Bauriedl et al. 2019; Castro Varela/Dhawan 2020; Go 2016; Kindon et al. 2007; Loomba 2015; Lossau 2012; Mukherjee 2017; Oren/Press 2019; von Unger 2014). In den letzten Dekaden haben sie damit nicht nur inhaltliche Fachdebatten geprägt. Durch sie hat sich der Blick auf Forschung selbst geändert: Sie stehen für eine kritische Auseinandersetzung mit der akademischen Wissensproduktion (vgl. Jazeel 2016; Müller 2021; Santos 2014; Schurr et al. 2020) sowie für ein Hinterfragen von Rollen und Positionalitäten der Forscher*innen im Besonderen (vgl. Haraway 1988; Kaltmeier/Corona Berkin 2012; Kapoor 2004; Rose 1997). Indem sie aufzeigen, dass Wissen situiert und stets Re-sultat bestehender Machtverhältnisse ist, haben sie Debatten befeuert, u. a. über die Verantwortung von Wissenschaft und Wissenschaftler*innen (z. B. Jazeel/McFarlane 2010), die Ausgestaltung von Projekten des Globalen Nordens in und mit dem Globalen Süden (z. B. Husseini de Araújo/Kersting 2012) sowie über die (Un-)Möglichkeiten einer stärkeren Teilhabe von marginalisierten Gruppen an der akademischen Wissensproduktion (z. B. Nind 2011).
Die Universität als Ort der Lehre und die damit verbundenen Praktiken der Wissensvermittlung und -aneignung haben im Kontext postkolonialer, feministischer und/oder partizipativer Perspektiven weit weniger Beachtung erfahren. Publikationen, die sich diesen Schwerpunkten widmen (z. B. Bhambra et al. 2018; hooks 1994; Jong et al. 2019; Kindon/Elwood 2009; Schreiber/Carstensen-Egwuom 2021), zeigen jedoch die Bedeutung solcher Reflexionen. Schließlich ist auch die Wissensproduktion mittels Vorlesungen, (Projekt-)Seminaren, Exkursionen & Co eine situierte Ko-Konstruktion. Der Sammelband rückt deshalb die strukturellen Bedingungen für Lehre sowie die Lehrpraxis als Zusammenarbeit von Lehrenden und Studierenden ins Zentrum von postkolonialen, feministischen und partizipativen Betrachtungen. Im Fokus stehen:

1. Universität als konstitutiver Ort für Lehre: Der Sammelband lädt zu Reflexionen über die strukturellen Bedingungen ein, welche die Ausgestaltungen von Lehre beeinflussen. Wir interessieren uns u. a. für folgende Fraggestellungen: Wie ermöglicht oder behindert die Einbettung von Universitäten in spezifische gesellschaftliche, wirtschaftliche und politische Strukturen eine durch postkoloniale, feministische und/oder partizipative Ansätze inspirierte Lehre? Inwiefern fließen Überlegungen hierzu in die Gestaltung von Modulen oder Curricula ein? Wie passt diese Art der Lehre zu spezifischen Fachkulturen und -diskursen? Welchen Einfluss hat die Zusammensetzung des akademischen Personals und/oder der Studierenden auf die Lehre in diesem Kontext?
2. Chancen und Herausforderungen für die Lehrpraxis: Postkoloniale, feministische und partizipative Denkweisen sind mit spezifischen Wertekanons verbunden. Vor diesem Hintergrund laden wir zur Einreichung von Bei-trägen ein, die sich u. a. mit dem Folgenden auseinandersetzen: Welche Inspirationen aus postkolonial, feministisch und/oder partizipativ verankerten Forschungen können für die Gestaltung und Durchführung von akademischer Lehre herangezogen werden? Welche Spezifika, Chancen und Herausforderungen ergeben sich für die an diesen Wertekanons orientierten Lehrpraktiken? Wie beeinflussen diese Perspektiven die Interaktionen zwischen Studierenden und Lehrenden?
3. Postkoloniales, feministisches und/oder partizipatives Forschen und Denken als Lehrinhalt: Der Sammelband bietet Raum für Beiträge, in denen diskutiert wird, wie Studierende das Forschen mit und Denken in postkolonialen, feministischen und/oder partizipativen Ansätzen in der akademischen Lehre erlernen. Hierbei sind v. a. folgende Fragen interessant: Wie können Lehrende den Studierenden greifbare Lernerfahrungen mit diesen Forschungsstilen und Denkweisen ermöglichen? Mit welchen ethischen, politischen und organisatorischen Chancen und Herausforderungen für Studierende und Lehrende geht das einher? Welche Methoden und Reflexionsweisen haben sich zur Vermittlung bzw. Erarbeitung dieser Lehrinhalte als lohnend oder schwierig herausgestellt?

Der Sammelband zielt auf einen Austausch über die Bedeutung von postkolonialen, feministischen und partizpativen Perspektiven für die Universität als Ort der Lehre und die Gestaltung der Lehrpraxis. Wissenschaftler*innen verschiedener Disziplinen (u. a. Geographie, Soziologie, Ethnologie, Literatur-, Kultur-, Gesundheitswissenschaften) sind eingeladen, dazu Beiträge mit theoretisch-konzeptionellen, method(olog)ischen Schwerpunkten einzureichen
und/oder einschlägige Lehrerfahrungen zu diskutieren. Auch gemeinsame Reflexionen von Lehrenden und Studierenden über Lehrprojekte, die dezidiert postkoloniale, feministische und/oder partizipative Perspektiven erschließen, sind willkommen. Beispiele aus gelungener Lehrpraxis sind hierfür ebenso wertvoll wie Reflexionen über „gescheiterte“ Veranstaltungen.

Abstracts und Publikationsplan
Beitragsvorschläge werden in deutscher und englischer Sprache entgegengenommen. Die Abstracts mit bis zu 600 Wörtern können als Word-Dokument bis 1. August 2021 unter „Name_Universität-Macht-Wissen.docx“ an cornelia.bading@ku.de und petra.panenka@verw.hs-fulda.de gesendet werden. Eine Rückmeldung erfolgt bis 1. September 2021. Bei Fragen wenden Sie sich bitte an die Herausgeberinnen.

▪ 1. August 2021: Einreichung der Abstracts
▪ 1. September 2021: Rückmeldung zum Abstract
▪ 1. Januar 2022: Einreichung des 1. Entwurfs (ca. 40.000 Zeichen) mit sich anschließendem Reviewprozess
▪ 1. August 2022: Abgabe des finalen Beitrags, Beginn des Springer-Lektorats
▪ 15. November 2022: Rückmeldung des Lektorats
▪ 15. Dezember 2022 Abgabe der Beiträge mit eingearbeiteten Lektoratshinweisen
▪ Frühjahr 2023: Manuskripteinreichung und Überprüfung der Druckfahne
▪ Sommer 2023: Publikation

Literatur
Bauriedl, S./Marquardt, N./Schurr, C./Vogelpohl, A. (2019): Celebrating 30 Years of Feminist Geographies in the German-Speaking Countries Germany,
Switzerland* and Austria. In: Gender, Place & Culture 26(7-9), S. 1049‑1063.
Bhambra, G. K./ Gebrial, D./Nişancıoğlu, K. (Hrsg.) (2018): Decolonising the University. London: Pluto Press.
Castro Varela, M. d. M./Dhawan, N. (2020): Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung. 3. Auflage. Bielefeld: UTB.
Go, J. (2016): Postcolonial Thought and Social Theory. New York: Oxford University Press.
Haraway, D. (1988): Situated Knowledges. The Science Question in Feminism and the Privilege of Partial Perspective. In: Feminist Studies 14(3), S.
575‑599.
hooks, b. (1994): Teaching to Transgress. Education as the Practice of Freedom. New York: Routledge.
Husseini de Araújo, S./Kersting, P. (2012): Welche Praxis nach der postkolonialen Kritik? Human- und physisch-geographische Feldforschung aus
übersetzungstheoretischer Perspektive. In: Geographica Helvetica 67(3), S. 139‑145.
Jazeel, T. (2016): Between Area and Discipline. Progress, Knowledge Production and the Geographies of Geography. In: Progress in Human Geography
40(5), S. 649‑667.
Jazeel, T./McFarlane, C. (2010): The Limits of Responsibility. A Postcolonial Politics of Academic Knowledge Production. In: Transactions of the Institute
of British Geographers 35(1), S. 109‑124.
Jong, S. de/Icaza, R./Rutazibwa, O. U. (Hrsg.) (2019): Decolonization and Feminisms in Global Teaching and Learning. New York: Routledge.
Kaltmeier, O./Corona Berkin, S. (Hrsg.) (2012): Methoden dekolonialisieren. Eine Werkzeugkiste zur Demokratisierung der Sozial- und Kulturwissenschaften.
Münster: Westfälisches Dampfboot.
Kapoor, I. (2004): Hyper-Self-Reflexive Development? Spivak on Representing the Third World ‘Other’. In: Third World Quarterly 25(4), S. 627‑647.
Kindon, S./Elwood, S. (2009): Introduction: More than Methods—Reflections on Participatory Action Research in Geographic Teaching, Learning
and Research. In: Journal of Geography in Higher Education 33(1), S. 19‑32.
Kindon, S./Pain, R./Kesby, M. (Hrsg.) (2007): Participatory Action Research Approaches and Methods. Connecting People, Participation and Place.
New York, London: Routledge.
Loomba, A. (2015): Colonialism/Postcolonialism. 3. Auflage. London: Routledge.
Lossau, J. (2012): Postkoloniale Impulse für die deutschsprachige Geographische Entwicklungsforschung. In: Geographica Helvetica 67(3), S.
125‑132.
Mukherjee, S. (2017): Videogames and Postcolonialism. Empire Plays Back. Cham: Springer.
Müller, M. (2021): Worlding Geography. From Linguistic Privilege to Decolonial Anywheres. In: Progress in Human Geography (published online).
Nind, M. (2011): Participatory Data Analysis. A Step Too Far? In: Qualitative Research 11(4), S. 349‑363.
Oren, T./Press, A. L. (Hrsg.) (2019): The Routledge Handbook of Contemporary Feminism. London, New York: Routledge.
Rose, G. (1997): Situating Knowledges. Positionality, Reflexivities and Other Tactics. In: Progress in Human Geography 21(3), S. 305‑320.
Santos, B. d. S. (2014): Epistemologies of the South. Justice against Epistemicide. Boulder, London: Paradigm Publisher.
Schreiber, V./Carstensen-Egwuom, I. (2021): Lehren und Lernen aus feministischer Perspektive. In: Autor*innenkollektiv Geographie und Geschlecht
(Hrsg.): Handbuch Feministische Geographien. Arbeitsweise und Konzepte. Opladen: Verlag Barbara Budrich, S.97-117.
Schurr, C./Müller, M./Imhof, N. (2020): Who Makes Geographical Knowledge? The Gender of Geography’s Gatekeepers. In: The Professional Geographer
72(3), S. 317‑331.
von Unger, H. (2014): Partizipative Forschung. Einführung in die Forschungspraxis. Wiesbaden: Springer VS.

 

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