Call for Papers: On the Move. Methodische Zugänge von und für Geographien in Bewegung
Matthias Naumann (Cottbus) und Anke Strüver (Graz)
On the Move. Methodische Zugänge von und für Geographien in Bewegung
Call for Papers für einen Workshop auf der Tagung „Neue Kulturgeographie“,
23.-25. Mai 2024 in Münster
Geographie ist eine Disziplin in Bewegung. Hierfür stehen nicht nur die aktuellen Debatten um konzeptionelle Zugänge, gesellschaftliche Herausforderungen, politische Positionierungen sowie dem Dialog zwischen Physischer und Humangeographie. Geographinnen sind auch selbst in Bewegung, etwa in der Feldforschung, auf Exkursionen oder in transdisziplinären Projekten angewandter Forschung. Mobilität, in einem breiten Sinne verstanden, ist überdies auch Untersuchungsgegenstand, etwa in der geographischen Migrationsforschung, der Verkehrs- und der Stadtgeographie. Schließlich gewinnen Methoden, die einerseits Mobilitäten erfassen und bei denen andererseits die Datenerhebung in Bewegung erfolgt, zunehmend an Bedeutung. Beispiele sind etwa Walking Interviews (Kühl 2015) oder Go- bzw. Do-Alongs (Naumann & Strüver 2024). Die gemeinsame Bewegung von Interviewten und Interviewerinnen, etwa beim Laufen (Kingsbury 2019) oder Fahrrad fahren (Strüver 2015), kann dabei Zugänge zu bislang unbeobachteten sozialen Situationen ermöglichen (Kusenbach 2003).
Mobile Methoden stehen damit für die methodische Ausdifferenzierung in der Humangeographie, in der partizipative, digitale und eben auch Methoden „in Bewegung“ immer stärker Berücksichtigung finden (Naumann et al. 2021). Der Workshop möchte in einem unkonventionellen Format, in Bewegung, mobile Methoden in der Humangeographie sowie in benachbarten Disziplinen diskutieren. Wir freuen uns über Beiträge, die folgende oder auch weitere Fragen thematisieren:
- Was sind die forschungspraktischen Erfahrungen mit den Möglichkeiten und Grenzen einer mobilen Erkenntnisgewinnung in verschiedenen Kontexten? Welche technischen, klimatischen, aber auch sozialen Aspekte rahmen mobile Methoden? Wie können Teilnehmende für mobile Forschung gewonnen werden, wie die Ansprüche einer partizipativen Forschung im Rahmen von mobilen Methoden berücksichtigt werden?
- Welche Herausforderungen stellen mobile Methoden an die Auswertung und Sicherung des erhobenen Materials? Welche Möglichkeiten bestehen für die audiovisuelle Dokumentation der Ergebnisse? Wie lassen sich mobil gewonnene Daten analysieren, aufbereiten und präsentieren? Welche Konsequenzen ergeben sich für forschungsethische Belange?
- Wie können mobile Methoden sinnvoll mit weiteren digitalen Methoden, insbesondere mit GIS, kombiniert und die gewonnenen Daten trianguliert werden? Welche Möglichkeiten bietet die gemeinsame Bewegung im Raum für gemeinschaftliche Erlebnisse von Kunst, Sound etc. (Flint 2019)?
- Was sind über Forschungsergebnisse hinausgehende Erfahrungen mit mobilen Methoden, welche neuen Konstellationen, Vernetzungen oder Projekte können aus ihnen hervorgehen, gerade auch für gesellschaftliche Transformationen?
Der Workshop möchte zur Arbeit mit mobilen Methoden vielfältige Erfahrungen zusammentragen, methodische wie auch interdisziplinäre Erweiterung erschließen und sich damit an der Methodendiskussion in der Humangeographie insgesamt beteiligen. Aus den Beiträgen des Workshops sowie weiteren Einreichungen ist ein Handbuch zu mobilen Methoden geplant, das im Frühjahr 2025 erscheinen soll. Vorschläge für Beiträge von maximal 200 Wörtern sind bis zum 20. Dezember 2023 an Matthias Naumann (matthias.naumann@bbr.bund.de) und Anke Strüver (anke.struever@uni-graz.at) zu richten.
Literatur
Flint, Maureen (2019): Hawks, Robots, and Chalkings: Unexpected Object Encounters During Walking Interviews on a College Campus. In: Educational Research for Social Change 8(1), 120-137. http://dx.doi.org/10.17159/2221-4070/2018/v8i1a8
Kingsbury, Aaron (2019): Running ethnography: Engaging the culture and landscapes of rural Japan. In: Asian Anthropology 18(1), 56-68. https://doi.org/10.1080/1683478X.2019.1548259
Kusenbach, Margarethe (2003): Street Phenomenology: The Go-Along as Ethnographic Research Tool. In: Ethnography 4(3), 455-485. https://doi.org/10.1177/146613810343007
Kühl, Jana (2015): Walking Interviews als Methode zur Erhebung alltäglicher Raumproduktionen. In: Europa Regional 23(2), S. 35-48
Naumann, Matthias & Strüver, Anke (2024, im Erscheinen): „Do-Alongs“: Die Stadt mobil erkunden. In: Belina, Bernd; Naumann, Matthias & Strüver, Anke (Hrsg.): Handbuch Kritische Stadtgeographie. Sechste erweiterte und überarbeitete Auflage. Münster: Westfälisches Dampfboot.
Naumann, Matthias; Oberrauch, Anna & Raschke, Nicole (2021): Humangeographie meets Geographiedidaktik – Interdisziplinäre Annäherungen an aktuelle Forschungsmethoden. In: GW Unterricht 164, S. 5–13. https://doi.org/10.1553/gw-unterricht164s1
Strüver, Anke (2015): Critical Mass als performative Kritik der städtischen Verkehrspolitik? Fahrradfahren mit Judith Butler auf dem Gepäckträger. In: sub\urban. Zeitschrift für kritische Stadtforschung 3(3), S. 33-50. https://doi.org/10.36900/suburban.v3i3.204